Beschreibung
Der Rooterberg
Der Rooterberg mit seinen Sandsteinvorkommen spielt eine besondere Rolle in der Geschichte der Emilio Stecher AG. Dieser Berg beherbergt den Steinbruch Wiesweid, dessen
Bodenschätze wesentlich zum Aufbau der Firma Stecher beigetragen haben. Auch heute noch wird in diesem Steinbruch Plattensandstein abgebaut. Ausserdem liegt der heutige Hauptsitz
der Emilio Stecher AG am Fuss des Rooterbergs in Root. Aus diesen Gründen bedarf dieser Berg einer besonderen Einführung.
Der Rooterberg verläuft parallel zur Reuss und erstreckt sich zwischen Luzern und Rotkreuz. Praktisch der ganze Berg liegt auf Gebiet des Kantons Luzern. Geografisch gesehen
bildet der Rooterberg Bestandteil der voralplichen Aufschüttungen. Aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit muss dieses Gebiet aber noch zum Mittelland gezählt werden.
Das Dorf Root
Seit 1961 ist Root der eigentliche Hauptsitz der Emilio Stecher AG. Die im Rontal liegende Gemeinde beherbergt heute rund 4630 Einwohner. Wie im ganzen Tal hat sich auch in Root
schon seit jeher viel Industrie angesiedelt. So ist zum Beispiel die Holzstoff- und Papierfabrik Perlen (gegründet 1896) für viele Industrielle immer noch ein Begriff. Auch heute
ist ein Papierhersteller mit 500 Angestellten grösster Arbeitgeber in Root. Früher war die Zugkraft der Reuss bedeutenster Standortfaktor. Heute ist es vor allem die geografische
Lage im Zentrum der Schweiz, die die Unternehmen ins Rontal lockt. Neben zahlreichen kleineren Gewerbetreibenden sind auch rund 25 Landwirtschaftsbetriebe in Root zu
finden.
Der Sandstein von Root
Eine Untersuchung der eidgenössischen Material-Prüfungsanstalt (EMPA) von 1914 liefert eine genaue Klassifizierung des im Steinbruch Wiesweid abgebauten Natursteins. Es handelt
sich um einen Kalksandstein (Burdigalien). Dieser Sandstein besteht zum grösseren Teil aus Sand und aus Karbonat (Bindemittel). Dies führt zu einer leichten Abbaubarkeit und
Verarbeitbarkeit. Seine angenehme Struktur und der leicht grünliche Farbton machen den Rooterberger Sandstein einerseits für Innenräume beliebt. Da es sich um ein anspruchsloses
Gestein handelt kann er aber auch im Aussenbereich zum Einsatz kommen.
Aus Sandstein gebaut wurden wahre Kunstwerke wie etwa die berühmten Kathedralen von Lausanne und Fribourg, das Berner Münster, die St. Oswald- und Michaelskirche in Zug, das
Frauenmünster in Zürich, der Stift zu Einsiedeln oder die Kathedrale in St. Gallen. Ebenfalls in Sandstein gehauen ist das weltberühmte Löwendenkmal in Luzern. Wenn auch nicht
hundertprozentig belegbar, dürfte der Rooterberger Sandstein beim Bau der Luzerner Hof- und Jesuitenkirche als reiner Baustoff Verwendung gefunden haben. Ganz sicher vom
Rooterberg stammt der Sandstein für das 1926 erbaute Schulhaus St. Martin, die Pfarrkirche und die Friedhofkapelle in Root. Gefragt ist der Rooterberger Sandstein insbesondere bei
Renovationen. Zahlreiche Kirchen und Kapellen sowie öffentliche Bauten im Kanton Luzern und der ganzen Schweiz präsentieren sich im Sandstein aus Root. So zum Beispiel die
Bruder-Klaus-Kirche Sachseln, die Kirchen Altdorf, Stans, St. Urban, Stift in Beromünster, das Pfarrhaus und die Kapelle Morgenrot in Root, die wertvolle Dottenberg-Kapelle in
Adligenswil wie auch die Pfarrkirche in Küssnacht am Rigi.
Geologischer Exkurs
Der Rooterberg liegt im Tertiär (Molasse) Becken (gelbe Fläche). Bei der Alpenauffaltung hat sich im Tertiär während einer Zeitspanne von 30 Millionen Jahren der Abtragungsschutt
des werdenden Gebirges im Meeresbecken des Mittellandes gesammelt. Durch Absenkungen und Hebungen des Molassetroges (Mittelland) kam es zu Hebungen und Senkungen des
Meeresspiegels, was zu unterschiedlichen Gesteinsschichten führte. Nun schwemmten mächtige Flussströme aus den Alpen auch gröbere Gesteinsbrocken ins Mittelland und liessen
sogenannte Nagelfluhdeltas entstehen. Als Nagelfluh werden grobkörnige Sedimentgesteine bezeichnet, welche gerundete Kieselstücke enthalten. In einem letzten Schritt in der
Entstehungsgeschichte des mittelländischen Molassebeckens führten tektonische Bewegungen zu einer Überlagerung der Molasseschichten am Alpenrand. Vor und unter der
Überschiebungsfront wurden die betroffenen Schichten verfaltet, was schliesslich auch zur Erhebung des Rooterbergs führte. Vor allem der letzte Schritt kann als entscheidend für
die Abbaufähigkeit der Natursteinvorkommnisse bei Root betrachtet werden. Flachliegende Gesteinsschichten, wie sie überall im Mittelland zu finden sind, wären nur unter
erheblichem Aufwand abzubauen. Ausserdem stellt sich als Glücksfall heraus, dass keine grösseren Nagelfluheinschlüsse am Rooterberg vorhanden sind. Vielmehr hat dort eine leicht
zu verarbeitende Sandsteinsedimentation stattgefunden.
Geschichte des Steinhauergewerbes in Root
In diesem einleitenden Kapital wird das Rooterberger Steinhauergewerbe zusammenfassend dargestellt. Vor allem vor dem ersten Weltkrieg war dieses Gewerbe im Rontal
all-gegenwärtig. Aus dieser Zeit werden zahlreiche Erzählungen über den Alltag der Steinmetze überliefert.
Über das Steinhauer-Gewerbe am Rooterberg ist wenig schriftlich festgehalten worden. Das Geografisch-Historische Lexikon der Schweiz von 1906 erwähnt, dass am nordwestlichen
Abschnitt des Rooterbergs der feinkörnige Sandstein in mehreren Steinbrüchen abgetragen wird und Platten von 1 cm bis 1 m Dicke geliefert werden. Darüber hinaus ist im
Historisch-Biografischen Lexikon von 1929 zu lesen, dass die Steinbrüche von Root schon seit 200 Jahren ausgebeutet werden.
Die Steinbrüche am Rooterberg waren aber schon immer sehr bekannt. An der zentralschweizerischen Kunst- und Gewerbeausstellung im Jahre 1879 waren Proben aus einem Rooter
Steinbruch ausgestellt. Auch in Dierikon (Nachbardorf von Root) wurden Steinbrüche ausgebeutet. An der Kunst-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung im Jahre 1857 in Bern
wurde den Besuchern Sandstein aus dem Dierikoner Steinbruch vorgeführt.
Die Rooter Steinmetze erlebten ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert bis Anfangs 20. Jahrhundert. Der gut zu verarbeitende Sandstein fand damals vor allem in der Region vielfältige
Anwendungsfelder. Kellertreppen, Bodenbeläge, Fundamente, ja sogar ganze Häuser wurden aus diesem Naturstein gebaut. In frühen Jahren erfolgte die Ausbeute von Hand mit Meissel,
Hammer, Spitz- und Hebeisen, Fusswinden und Rollen. Dabei wusste man geschickt die Mithilfe des Wetters zu nutzen. Die Hauptarbeit zum Lösen und Abheben der Steinplatten und
Quader geschah im Vorwinter. Im Frühling bei Tauwetter ging dann die Ausbeute mit Leichtigkeit vor sich. Die abgebauten Steinbrocken wurden zur Bearbeitung ins Tal geschleift, wo
jeder Steinbruchbesitzer einen Lagerplatz besass. Transportiert wurden die Steine anfangs mit Stierengespannen. Allmählich wurden diese mühsamen Transporte durch Pferdefuhren
abgelöst. Ab Anfang 20. Jahrhundert stand die Fuhrhalterei Jakob Petermann mit 8 bis 10 Pferden samt dem nötigen Wagenmaterial für den gesamten auswärtigen Steintransport in Root
zur Verfügung. Darüber werden noch heute abenteuerliche Geschichten erzählt, wie beispielsweise über einen der letzten Steintransporte mit Pferden, welcher im Sommer 1927
stattgefunden hat. Mit einem Vierspänner wurde ein etwa zehn Tonnen schwerer Gesteinsbrocken direkt ab Steinbruch Wiesweid bis zur Bahnstation in Gisikon transportiert. Von dort
aus ging es mit der Bahn weiter Richtung Tessin.
Wie es zu dieser Zeit im Rontal zu und her ging, lässt sich nur erahnen. Darüber ist praktisch nichts schriftlich festgehalten. Root war eine Metropole der "Sandsteinbrüchler" und
bekam aus diesem Grund den Übernahmen "Europäischer Tiergarten". Die rohe und strenge Arbeit eines Brechers brachte es mit sich, dass die geordnete Arbeit vielfach schon am
Freitag abgebrochen und erst am Dienstag wieder aufgenommen wurde. Der "blaue Montag" wurde zur Gewohnheit. In der Freizeit wurden die Wirtschaften gut frequentiert, der sauer
verdiente Taglohn flüssig gemacht und schliesslich mit Schlägereien quittiert. Im aus dieser Zeit stammenden Steinmetzenlied lassen sich einige Andeutungen finden. Über diese eher
dunkle Seite dieses Handwerks wird aber selten gesprochen.
Die harte Arbeit und die ausgelassenen Zechereien forderten ihren Tribut und führten zu Krankheit und Not. Dies zwang die Meister, Arbeiter und Gesellen zur Selbsthilfe. So wurde
am 18. April 1875 in der Bierbrauerei Root die Gesellenkrankenkasse Root ge-gründet mit einem Anfangsbestand von 25 Mitgliedern. Die aus dreizehn Paragraphen bestehenden Statuten
wurden von der Meisterschaft angenommen. Der Vorstand bestand aus 4 Personen. Monatlich war "Auflade" zur Bezahlung der Monatsbeiträge und der Lokalwirt war zu einem jährlichen
Beitrag von CHF 20.-, später CHF 40.- verpflichtet, sowie natürlich zu einem Gratistrunk an alle Teilnehmer der Generalversammlung. Diese Gesellen-Krankenkasse löste sich nach
sehr wechselvollen Plus- und Minus-Jahres-Ergebnissen im Jahre 1921 auf, weil sie neben bestehenden grösseren Kassen nicht mehr überlebensfähig war. Nicht nur dem körperlichen und
materiellen Wohl schenkte die Steinhauer-Gilde von Root ihr Augenmerk, sondern war auch auf das Seelenwohl der Genossen bedacht. Hierüber erwähnt das Jahreszeitstiftungsbuch der
Pfarrei: "1838 stiftete die Steinbrechergesellschaft von Root und Dierikon mit 70 Gulden und 3 Zinsen ihre Jahrzeit, die am Montag oder in der Woche nach dem zweiten Fastensonntag
wie andere Jahreszeiten, mit zwei heiligen Ämtern, Salve und Libera gehalten werden sollte." Das raue Steinhauergewerbe zeigte damit wiederum die Ausgeprägtheit ihrer
Sozialstruktur. Entgegen der Erwartung wurde in dieser Branche sehr früh soziale Verantwortung wahrgenommen und man sorgte sich nicht nur um das Wohl der Steinhauer, sondern auch
um die anderen Mitmenschen.
Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges startete der Zerfall der Steinhaueridylle am Rooterberg. Für die bis dahin wenig mechanisierte Natursteinindustrie wurde der wichtigste
Produktionsfaktor, der Steinhauer, zu teuer und viele Betriebe mussten schliessen. Gründe für diese Verteuerung war einerseits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise von 1873 und
andererseits tiefschürfende demografische Umwälzungen. Mit den damit einhergehenden Rationalisierungen konnten die Natursteinbetriebe nicht mithalten. Bis Ende des zweiten
Weltkrieges war die Natursteinindustrie am Rooterberg praktisch ausgestorben.
Falls Sie Interesse an diesem schönen Sandstein haben, wenden Sie sich an die Firma Emilio Stecher AG.
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